Der Begriff "Bundestrojaner" oder "Online-Hausdurchsuchung" geistert mittlerweile schon seit über einem Jahr durch die Medien. Auch in Österreich ist die Diskussion zu diesem Thema kürzlich neu aufgeflammt.
Abgesehen von der rechtlichen Situation, ob eine Online-Hausdurchsuchung überhaupt verfassungsmäßig zulässig ist, stellen wir die Frage nach der technischen Realisierbarkeit.
Die Online-Hausdurchsuchung setzt voraus, daß ein Schadprogramm am zu durchsuchenden Rechner aktiv ist, daß dem Datenspion eine Türe zu den Daten (über das Internet) offen hält. Man bezeichnet diese Programme auch als "Backdoor"-Programme. Diese Hintertüren können übrigens auch durch Lücken im Betriebssystem oder sonstigen Programmen entstehen.
Wie kommen nun diese Backdoor Programme auf den jeweiligen Rechner? Entweder platziert ein Datenspion diese direkt vor Ort oder man erhält eine infizierte e-Mail bzw. einen manipulierten Download.
So gesehen, ist dieses Backdoor-Programm wie ein Virus bzw. wie Spyware zu behandeln, und sollte durch gängige Virenkiller erkennbar sein. Deshalb erfordert der "Bundestrojaner" auch, daß sowohl Internetprovider als auch Virenhersteller, diesen ignorieren.
Faktum ist derzeit, daß Avira oder Kaspersky signalisiert haben, einen eventuellen Bundestrojaner als Virus weiterhin zu idenfizieren und zu löschen. Ob diese Aussagen der Wahrheit entsprechen kann freilich nicht geprüft werden. Technisch ist es unabhängig davon möglich, daß maßgeschneiderte Backdoorprogramme auftauchen, die defacto durch den Firewall oder Virenschutz schlüpfen können.
Laut Datenschützer wie ARGE Daten oder Chaos Computer Club liegen die großten Bedenken bei der Online-Hausdurchsuchung darin, das diese natürlich auch Misbräuchlich verwendet werden könnte. So könnte beispielsweise belastendes Beweismaterial ohne Wissen auf jeden beliebigen infizierten Rechner platziert werden. Ebenso sehen sie den Bundestrojaner als ersten Schritt zum Überwachungsstaat, da in die persönlichen Freiheitsrechte (Durchsuchung ohne Kenntnis) eingegriffen wird.
Wenn der Bundestrojaner tatsächlich hilft, terroristische Akte zu vermeiden, ist er sicher eine gute Sache. Derzeit sind aber noch viele Fragen offen und man stellt sich die Frage, ob hier nicht mit Kanonen auch Spatzen geschossen wird...
Weiterführende Informationen:
Wikipedia.de: Bundestrojaner
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